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Einige Länder hatte ich bereits besucht: Türkei, auch den Osten, Libanon, Ägypten, Marokko und Persien. So hatte ich ein paar Erfahrungen auch mit einer mehr oder weniger grossen Armut der Menschen dort. Erzählungen von Reiseteilnehmern und entsprechende Literatur machten mir Mut, zum Jahreswechsel 1974/5 eine Studienreise nach Äthiopien zu buchen.

Ich ahnte niemals, was mich in diesem Land erwarten sollte: Eine für uns nicht denkbare Vielfahrt der Völker, einzigartige Naturschönheiten und buntes Leben auf den Märkten. Und daneben eine unfassbare Armut der Menschen.

Lange blieb ich nach dieser Reise solch armen Ländern fern. Ich wollte es nicht erneut ertragen. Wohlwissend wie viel mehr Länder es gibt, in denen solch arme und kranke Menschen leben. Menschen die nicht ausreichend Wasser haben, nicht genug zu essen. Menschen die an so vielen Krankheiten sterben, nur weil sie kein Geld und keine Ärzte haben.

Dieser Reisebericht stammt aus einem Land, in dem viele der ärmsten Menschen dieser Welt leben. Und es ist auch die Rede von der Überheblichkeit und Intoleranz vieler Reiseteilnehmer, die nicht das geringste Gefühl für die Einheimischen erkennen lassen und nur die "Sensation der absoluten Armut" sehen. Je größer die Armut, je schlechter die Kleidung der Menschen, je einfacher die Hütten, desto aufdringlicher bewegten sich die Fotographen. Obwohl ich gerademal erst 26 war und die Touristen oft weit über 50 oder 60 musste ich mich vor dem Benehmen der vermeintlich Zivilisierten schämen. Damals hatte ich mir noch nicht angewöhnt, ein Reisetagebuch zu schreiben. Jetzt bin ich mehr als 40 Jahre älter. Und wenn ich die Fotos betrachte und die Menschen dort sehe, denke ich: Die meisten leben wohl schon lange nicht mehr.


Im November 2020 habe ich eine ganze Serie Fotos von dieser Äthiopienreise zusätzlich
hier eingefügt.




Äthiopien


Ethiopien Airlines flog uns nach Asmara in Eritrea. Wir hörten dort nachts einige Schüsse. Die Region Eritrea lebte im Aufstand gegen die Regierung in Addis Abeba. Wir fuhren mit dem Bus hinunter ans Rote Meer nach Massaua. Unsere nächsten Ziele waren Aksum, Gondar, der Tana-See, Lalibela, Addis Abeba und Harrar.



Tissisat-Wasserfälle

Manche Felsbilder sind 3000 Jahre alt. Die äthiopische Kultur reicht zurück bis ins 7./8. Jhrd. v.Chr. Die aksumitische Kultur enstand im 1. Jhrd. n.Chr. Äthiopien ist meist ein christliches Land. Diese Bilder hier sind eine kleine Auswahl. Die ärmsten Menschen konnte und wollte ich nicht fotographieren. Ich besitze nur drei Fotos von anderen Reiseteilnehmern. Ich hatte zu viel Respekt vor diesen armen Menschen, von denen genug an Tuberkulose oder Bilhardziose von dem Wasser der Seen erkrankt waren.



Priester, Halbinsel Zeglie, Tana-See



Nefasit

Nefasit war unser nächstes Ziel auf der Fahrt nach Debre Damo. Auf diesem Tafelberg befindet sich ein Kloster zu dem man nur hinaufklettern kann. Die Touristen bindet man dabei an ein haltbares Band zur Sicherung. Frauen dürfen nicht zum Kloster hinauf und müssen am Einstieg warten.



Debre Damo, Kletteranstieg zum Kloster


Debre Damo, Klosterkirche


Debre Damo, Ikone

Ein Klostereinwohner zeigt uns viele Schriften, Kronen und auch eine Ikone. Ich sah niemals geahnte Dinge und so erging es mir ständig. Ich war viel zu jung für diese Reise. Ich hätte vorher in Nepal sein sollen, in Südamerika zum Bergsteigen, auf den Kapverden, um etwas mehr von diesen Menschen hier vielleicht verstehen zu können.



Maryam Seyon


Maryam Seyon! In dieser Kirche in Aksum sahen wir diese Malereien. Für die Touristen stellt man die Kaiserkronen zur Ansicht.

Wo immer wir waren, umschwärmte uns eine Kinderschar. Hier in Aksum versuchten die Kinder Touristen für eine Art "Patenschaft" zu überreden. Auch mir gab ein Junge seine Adresse und hoffte nun auf Geschenke. Ich stellte ihm wieder zu Hause ein Paket zusammen. Auf diesem Paket musste ich bei der Post eine Inhaltsangabe schreiben und diese auf das Paket kleben. Das war natürlich die allerbeste Einladung für die äthiopischen Zöllner. Ein kleines Buch mit Bildern meiner Heimatstadt verschickte ich extra mit einem Brief. Später schrieb man mir zurück, das Buch mit Brief seien angekommen, jedoch nicht das Paket mit Kleidung und anderem. So ist das immer bei den Hilfesuchenden: Meistens steht noch einer davor, der das abgreifen kann.



Ein Dorf im Semiyen Gebirge mit sagenhafter Kulisse hinter den einfachen Hütten. Aber es gab dort auch ein kleines Lokal, das Cola für uns verkaufte. Es war wie immer auf den Fahrten staubig und trocken. Immer lag etwas in der Luft und es war nicht der Hauch des Afrikas aus den Kinofilmen. Das Flirren war auch nicht die Hitze des Tages. Die Armut lag in der Luft, oft die Krankheit der Menschen, ihre Hilflosigkeit.

Das einzigartige Lalibela mit seinen Felsenkirchen war unser nächstes Ziel. Kirchen die aus dem Fels gemeiselt wurden. Denkmäler ganz besonderer Art auf dieser Welt. So gut ich konnte, versuchte ich vieles zu sehen. Hatte doch irgend etwas meinen Magen zu sehr belastet. Durchfall hatte ich ja schon, aber nun wurde es dramatisch. Mein mitreisender Zimmernachbar lag einen ganzen Tag danieder. Ein Arzt der Reisegesellschaft reichte mir schließlich einen kleinen Löffel mit Opiumtinktur. Damals durfte man das noch. Der Arzt sagte, ich solle wiederkommen, falls sich keine Wirkung zeige. Nach dem zweiten Löffel wurde es besser, ich schwebte schon ein wenig. Später einmal erfuhr ich: Das war eine Gewaltkur. Entweder Bakterien oder Patient, so ungefähr. Das Opium entschied sich für die Bakterien. Am nächsten Tag konnte ich schon wieder den holprigen Weg nach Abba Maryuam fahren und noch frühmorgens einen Gottesdienst besuchen.



Felsenkirchen in Lalibela, Abba Libanos


Bjet Georgis



Marien-Kirche


Gondar war die Residenz des Kaisers Fasiladas im 17. Jahrhundert. Am Wasserschloss, dem Bad des Kaisers, findet das Timkat-Fest statt, ein Festzug der Priester von unvergleichlicher Farbenpracht. Wir konnten das zu dieser Zeit nicht sehen.



Wasserschloss von Kaiser Fasiladas

In der Kirche Debre Berhain Selassie sind ganz besondere Decken- und Wandgemälde zu sehen. Ich hatte mich zwar vor dieser Reise informiert und in Büchern einiges gelesen und Bilder gesehen. Aber vor Ort sahen die Augen weiter und viel tiefer ins Herz ging das alles. Nicht alles verlor ich nach diesen 30 Jahren. Dieses Land hat vieles in mir geprägt. Bis ich all dies verkraften konnte, blieb ich jahrelang Ländern fern, in denen ich ähnliche Armut erwarten konnte. Aber mein Gott: Diese Menschen verbringen hier ihr Leben, versuchen ihre Familien zu ernähren und Glück zu haben.



Kirche Debre Berhain Selassie



Die Stadt Harrar war unser letzter Ort, bevor wir zurück nach Addis Abeba flogen. In Harrar sahen wir die ganze Farbigkeit dieses Landes auf dem Markt und in den Gassen.





Viel später erst begann ich nach und nach zu verstehen. Die vielen Reisen in fremde Länder und zu fremden Menschen prägten mich sehr. Und vor allem auch in Verbindung mit dem Bergsteigen.



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